Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen von Christine Brückner
Zornige und aufsässige Monologe, auch sentimentale und pathetische -, diese Reden wurden nicht überliefert, weil sie nicht gehalten wurden. Aber
wenn diese Frauen ungehalten waren - wozu sie allen Grund hatten -, hätten ihre Reden diesen Wortlaut haben können, nach Ansicht der Autorin.
Frauen aus der Geschichte, aus der Literatur, die angehört werden und etwas bewirken wollen.
Wenn Desdemona mit Othello wirklich geredet hätte, müsste vielleicht die Geschichte umgeschrieben werden.
Effi Briest redet zu ihrem tauben Hund Rollo - sie hat versäumt, rechtzeitig mit Innstetten, ihrem Mann, zu sprechen.
Martin Luther schläft über den herzhaften Tischreden seiner klugen Katharina ein. Und die Terroristin Gudrun Ensslin redet gegen die Wände der
Stammheimer Zelle - im
Gerichtssaal hat sie geschwiegen.
Die ungehaltenen Frauen erreichen mit ihren Reden nichts. Beim Zuschauer dieser Monologe bewirken die Reden durchaus etwas. Die Autorin ist
eine Moralistin, die aber
an die befreiende Wirkung des Lachens glaubt. Die Zeiten der unverstandenen Frauen sind vorbei. Wer verstanden werden will, muss sich
verständlich machen.
Mitwirkende:
Eva Tautscher: Wenn du geredet hättest, Desdemona (Die letzte Viertelstunde im Schlafgemach des Feldherrn Othello)
Gerlinde Mirsch: Triffst du nur das Zauberwort (Effi Briest an den tauben Hund Rollo)
Renate Ehrenmüller: Bist du sicher, Martinus? (Die Tischreden der Katharina Luther, geborene von Bora)
Petra Scheuchenegger: Kein Denkmal für Gudrun Ensslin (Reden gegen die Wände der Stammheimer Zelle)